Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Hinsehen und Hilfe anbieten!

Bild: Deutscher Hebammenverband (DHV)

Am 25. November wird der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. 2022 sind in Deutschland deutlich mehr Fälle häuslicher Gewalt gemeldet worden. 240.547 Opfer wurden gezählt. 8,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Im Bereich der Gewalt in Partnerschaften registrierten die Behörden 157.550 Fälle. Das entspricht 432 Fällen pro Tag. 2012 waren es 144.044 Fälle Der Anstieg liegt bei 9,4 Prozent. Rund 80 Prozent der Opfer waren Frauen. 78 Prozent der Verdächtigen waren Männer. 40 Prozent der Täter waren Ex-Partner, 60 Prozent aktuelle Partner.

Die Zahlen häuslicher Gewalt dürften weit höher liegen als die Zahlen aus den Auswertungen des Bundeskriminalamtes, die nur die gemeldeten Fälle enthalten. Dunkelfeld-Studien gehen davon aus, dass 25 Prozent der Frauen im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt erleben.

Die von Plan International in diesem Sommer veröffentlichte Befragung von jungen Männern zwischen 18 und 35 Jahren „Spannungsfeld Männlichkeit“ weist erschreckende Zahlen auf: Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der befragten Männer gibt an, dass sie gegenüber Frauen schon mal handgreiflich waren, um ihnen Respekt einzuflößen. Und für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihnen beim Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Diese Zahlen sind ein Skandal und es braucht dringend Maßnahmen, um ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Gewalt gegen Frauen zu ächten ist und den Tätern harte Konsequenzen drohen. Wichtig ist auch, dass das persönliche Umfeld und die Nachbarn der von Gewalt betroffenen Frauen nicht wegschauen. Zivilcourage ist gefragt. Oftmals scheuen Gewaltopfer den Gang zur Polizei oder zu einer Beratungsstelle, weil die Geschädigten Angst vor tiefgreifenden Veränderungen in ihrem Leben haben und auch finanziell vom Täter abhängig sind. Umso wichtiger ist es, die Frauen zu ermutigen, sich Hilfe zu holen. Über die Telefonnummer 116 016 können Frauen kostenlos, anonym und vertraulich rund um die Uhr anrufen. Die Beraterinnen zeigen Handlungsoptionen auf.

Ein wichtiges Angebot für misshandelte Frauen ist das Forensische Konsil, wo Spuren von Verletzungen durch die Rechtsmedizin vertraulich und gerichtsfest dokumentiert werden. Diese Möglichkeit besteht unabhängig von einer polizeilichen Anzeige.

Die genannten Zahlen zeigen, wie dringend wir einen Aktionstag wie den 25. November brauchen, um auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, die sich oft im Verborgenen abspielt. Anders als in Deutschland wird das Thema in Spanien und in Frankreich in der Öffentlichkeit sehr breit diskutiert. Es wäre dringend notwendig, eine breite Debatte auch hierzulande dazu anzustoßen. Auch und gerade als Hebammen sollten wir genau hinsehen und betroffenen Frauen Hilfe anbieten.

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