Leihmutterschaft

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Die sogenannte Leihmutterschaft ist ein höchst umstrittenes Konzept zur Familiengründung und ein sehr komplexes Thema. Grob in pro und contra unterteilt, finden sich folgende Argumentationen:

Gegner*innen sehen in der Leihmutterschaft „gegen Geld“ ein moralisch verwerfliches Geschäft, in dem die Leihmütter ausgebeutet und das Kind als reine Ware gehandelt wird und befürchten eine Kommerzialisierung des weiblichen Körpers. Der zugrundeliegende Kinderwunsch sei rein egoistisch motiviert. Dahinter steht ein biologisches Mutterverständnis. Ein Baby gehört automatisch zur Mutter, also zu der Frau, die es geboren hat. Zudem wird der gängige Begriff Leihmutterschaft in Frage gestellt, da Geliehenes zurückgegeben wird oder werden kann. Deshalb wird die Bezeichnung Mietmutterschaft bevorzugt.

Befürworter*innen sehen die rein biologische Mutterschaft als überholt an. Oft ist auch eine genetische Abstammung, jedenfalls als alleinige Komponente, für sie nicht relevant. Der Begriff der sozialen Eltern tritt in den Vordergrund: Sie übernehmen Verantwortung und Pflege für das Kind. Elternschaft müsse in unserer Gesellschaft neu diskutiert werden, um das Thema nicht einer auf Profit ausgerichteten Reproduktionsindustrie zu überlassen. Sie soll unabhängig von eigenen Schwangerschaften möglich sein.

Rein rechtlich

In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz (ESchG) Ärzten und Ärztinnen, bei einer Leihmutterschaft tätig zu werden. Sie dürfen weder eine befruchtete Eizelle einer anderen Frau übertragen noch eine Schwangerschaft mit dem Ziel herbeiführen, das Kind an Dritte zu geben. Nach § 1 Abs. 1 EschG begehen Ärzte/Ärztinnen in diesen Fällen eine Straftat. Das Verbot in Deutschland führt dazu, dass manche deutsche Paare ihren Kinderwunsch mit einer Leihmutter im Ausland verwirklichen. Das wirft wiederum rechtliche Probleme auf, denn nach deutschem Recht ist in diesem Fall keine rechtswirksame Elternschaft gegeben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte betonte in einer Entscheidung im Sommer 2019 das Problematische der Leihmutterschaft in der Grauzone der Auftragsadoption und anderen Formen des Kinderhandels.

Was fehlt, ist eine umfassende rechtliche Grundlage für Europa, eine tragfähige Handhabe für internationale Leihmutterschaft.

Familien-Bande?

Die Auswirkungen einer Leihmutterschaft auf alle Beteiligten sind bisher kaum erforscht. Polly Casey vom Centre for Family Research der University of Cambridge hat 2013 in einer Studie 198 Familien untersucht, unter ihnen 39 mit Kindern von Leihmüttern. Die Ergebnisse zeigen, dass es selten zu Problemen kommt: Die Leihmutter und das unfruchtbare Paar verstünden sich meist gut, auch nach der Geburt des Kindes halten sie Kontakt.

Wie aussagekräftig diese Befunde sind, ist umstritten.