Frauengesundheit & Migration
Das geburtshilfliche Gesundheitssystem in Deutschland funktioniert in den meisten Fällen anders als in den Herkunftsländern geflüchteter Frauen.
Es bedarf also, um als geflüchtete, schwangere Frau Zugang zum Gesundheits- und Versorgungssystem zu erhalten, der Überwindung zahlreicher Barrieren. Dazu gehören mangelnde Sprachkenntnisse, weitab liegende Unterkünfte ebenso wie etwa ungeklärte Zukunftsperspektiven.
Andererseits fehlt es bei den Akteurinnen unseres Gesundheitssystems oft an sicheren Kenntnissen hinsichtlich Lebensbedingungen und Gesundheitszustand der Frauen. Welche Hürden sich diesen beim Zugang zu medizinischen und psychosozialen Leistungen entgegenstellen, ist vielfach nicht bekannt oder nachvollziehbar.
mangelnde Transparenz
Obwohl rechtlich Asylsuchenden, anerkannten Flüchtlingen und Frauen mit Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen Hebammenhilfe nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zusteht, mangelt es in der Praxis oft an Transparenz. Die geflüchteten Frauen sind nur selten über ihre Rechte informiert, viele von ihnen haben eine Geschichte von Flucht und Verfolgung hinter sich, durch die sie sich häufig als rechtlos erfahren haben. Auch auf Seiten der Hebammen herrscht viel Verunsicherung, etwa was die Beantragung der Kostenübernahme bei der Betreuung von geflüchteten Frauen angeht.
Forderungen für barrierefreien Zugang
Wesentliche rechtliche und praktische Änderungen, um den Zugang schwangerer, geflüchteter Frauen zu Regelleistungen sicherzustellen, müsste die flächendeckende Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte sein oder etwa finanzierte Angebote zum Dolmetschen. Das Modellprojekt „Fachdialognetz für schwangere, geflüchtete Frauen“ kommt zudem zum Ergebnis, dass die Fahrt- und Transportkosten zu Besuchen von Fachärztinnen, Hebammen und Krankenhausaufenthalten übernommen werden müssten.
Weitere zentrale Ergebnisse des Projekts sind die persönliche und digitale Vernetzung der im Hilfesystem tätigen Akteurinnen – dazu gehören selbstverständlich auch Migrantinnenorganisationen – und das Zurverfügungstellen zeitlicher und personeller Ressourcen.
Zuletzt unterstreicht das Modellprojekt, dass digitale Tools eine wichtige Rolle spielen, den persönlichen Austausch im Rahmen von Treffen und Veranstaltungen aber nicht ersetzen.*
Das gilt nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie.