Internationaler Frauentag: Mehr Respekt für Frauengesundheit und mehr Feminismus in der Geburtshilfe!

Bild: Baurzhan Kadylzhanov auf Pexels

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen ein ernüchterndes Bild: Auch 2021 brachte fast jede dritte Frau in Deutschland ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt, doppelt so viele wie vor 30 Jahren. Tendenz ungebrochen steigend. Während nur 10-15 Prozent von ihnen laut WHO von einem Kaiserschnitt profitieren, sind die Folgen und Nebenwirkungen für alle übrigen Frauen und Kinder durch die Narkose und den Eingriff in den Körper unverhältnismäßig hoch. Eine besorgniserregende Fehlentwicklung, findet der Deutsche Hebammenverband (DHV).

Deshalb fordert er bessere Standards in der Geburtshilfe, gezielte Aufklärung von Frauen während Schwangerschaft und Geburt und eine Abkehr von überholten Beratungsmustern. Aber auch mehr Feminismus in der Geburtshilfe sowie das Recht der Frau, von ihren Rechten Gebrauch zu machen.

„Frauen erleben bei der Geburt ihrer Kinder genau das, wogegen sie jahrzehntelang auf die Barrikaden gegangen sind: die Fremdbestimmung durch Dritte“, kritisiert Ulrike Geppert-Orthofer, DHV-Präsidentin. „Fragt man die Frauen selbst, warum sie sich für einen Kaiserschnitt entschieden haben, wird als Grund häufig die Angst vor Schmerzen und Kontrollverlust genannt. Hinzu kommt der Irrglaube, dass ein Kaiserschnitt sicherer für sie und ihr Kind sei. Das ist erschreckend“, so Geppert-Orthofer, „denn Frauen könnten gezielter beraten und von ihren Ängsten mühelos befreit werden. Hebammen sind da die ersten und besten Ansprechpartnerinnen. Sie sind auf Spitzenniveau ausgebildet und hochqualifiziert, um Frauen Vertrauen in ihren Körper zu geben und in ihrer Selbstbestimmtheit zu bestärken. Aber auch alle anderen beteiligten Berufsgruppen sind in der Pflicht, die Kaiserschnittrate zu senken und unnötige Eingriffe in den Körper von Frauen zu vermeiden. Dazu brauchen wir verlässliche Standards in der Geburtshilfe, die auf wissenschaftlicher Evidenz basieren und auf deren Grundlage Frauen umfassend und individuell aufgeklärt werden können“, betont die DHV-Präsidentin. Ihr Appell: „Wenn Frauen aber, die sicher gebären wollen, durch den prekären Personalmangel in den Kreißsälen, durch ökonomische Fehlanreize und weite Anfahrtswege in Not gebracht werden, dann müssen sie sich nicht nur am Frauentag fragen, warum sie von ihrem Recht auf Hinzuziehung einer Hebamme und der freien Wahl des Geburtsorts nicht Gebrauch machen können. Anlässlich des Internationalen Frauentags fordern wir mehr Respekt für Frauengesundheit und mehr Feminismus im geburtshilflichen Kontext!“

Diese und andere Themen zu Fragen der Hebammenversorgung werden vom 15.‒17.05.2023 auch auf dem Deutschen Hebammenkongress diskutiert. Neben internationalen Referentinnen und Akteurinnen aus dem Gesundheitswesen werden u.a. Ricarda Lang, MdB, Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen und Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Bündnis90/Die Grünen, erwartet. Der Deutsche Hebammenkongress steht unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, MdB, Bündnis90/Die Grünen. Pressevertreter*innen können sich in Kürze über die Kongress-Website anmelden: www.hebammenkongress.de